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Anne Sickenberger, Markus Zimmermann, Michael Wagner, Ronja und Tatjana Höfler

Mit sehr viel Vorfreude im Gepäck haben wir uns alle um die Mittagszeit getroffen, um unseren Flug nach Dubai am späten Nachmittag nicht zu verpassen. Jeder von uns hat eigene Erwartungen an diese Reise. Wir sind sehr gespannt, was uns alles erwarten wird und ob diese Erwartungen in Erfüllung gehen oder sogar noch übertroffen werden.

Der erste Flug ging sehr schnell vorüber und schon waren wir in Dubai. Ein riesiger Flughafen, an dem wir nun 10 Stunden verbringen durften, weil unser Anschluss nach Dar es Salaam erst am nächsten Tag ging. Am Ende dieser Nacht waren wir uns einig, dass wir das so nicht mehr machen würden. Es war eine sehr anstrengende Nacht und wir hatten noch eine weite Reise vor uns. In Tansania am Flughafen angekommen erwarteten uns sehr viele Menschen. Wir mussten lange anstehen, bis wir alles mit unseren Visa geklärt hatten und offiziell einreisen durften. Aber nun konnte es endlich losgehen.

Am Flughafen wurden wir von Schwester Veronica und einem Fahrer abgeholt. Mit dem Jeep sind wir in die Unterkunft in Chamazi gefahren. Dort wurden wir von den Schwestern sehr herzlich empfangen und Ronja hat ein Geburtstagsständchen bekommen. Das wird sie wohl noch sehr lange in Erinnerung behalten. Nach einem leckeren Abendessen mit Geburtstagskuchen zum Nachtisch, haben wir noch eine kurze Führung über das Gelände mit Schule und Kindergarten bekommen, bevor wir sehr müde ins Bett gefallen sind.

Um 2:30 Uhr mussten wir schon wieder aufstehen und zum Flughafen. Unser Anschlussflug nach Mtwara, mit einer kleinen Propellermaschine ging direkt in den frühen Morgenstunden. Einen so kleinen Flughafen in Mtwara haben die wenigsten von uns schon einmal gesehen. Es gab einen Raum für Ankunft und Abflug. Wir wurden schon von Schwester Hermana und ihrer Begleitung erwartet. Von ihnen wurden wir in unsere Unterkunft in Mtwara gebracht. Ein Gästehaus direkt am Meer. Dieser Platz ist sehr gut, um anzukommen. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung und einem stärkenden Frühstück, haben wir den Vormittag für uns am Meer genutzt. Das Wasser war schön warm und klar und man konnte sehr weit hinaus laufen. Das liegt auch daran, dass sich Ebbe und Flut hier im Ozean bemerkbar machen. Nach dem Mittagessen hat uns Schwester Hermana über das Gelände geführt. In Mtwara werden Erzieherinnen ausgebildet, die später in den Kindergärten im ganzen Land arbeiten können. Grundlage der Ausbildung ist die Montessori-Pädagogik. Hier haben wir auch vier Schülerinnen getroffen, die ihre Ausbildung durch den Verein Pamoja finanziert bekommen. Wir haben die Tage in Mtwara sehr genossen und uns etwas wehmütig auf den Weg nach Songea gemacht.

Schwester Gabriella, die auch zurück nach Litumandyosi gefahren ist, hat uns auf unserer Reise mit dem Bus begleitet. Es war eine sehr abenteuerliche Busfahrt, mit einem kaputten Sitz, wenigen, kurzen Pausen, einem sehr überfüllten Bus und einem Busfahrer mit sehr rasanter Fahrweise. In Songea wurden wir von Father Johannes und einem Fahrer abgeholt und sind von dort aus weiter nach Mbinga gefahren. Auch hier wurden wir wieder sehr herzlich im Bischofshaus – unserer nächsten Unterkunft – begrüßt. Nach einem leckeren Abendessen, haben wir mit den Priestern gemütlich zusammengesessen und sehr gute Gespräche geführt. Hier konnten wir viel über die Entwicklungen im Land und einzelne Projekte erfahren. Am nächsten Tag hat uns Father Johannes über das Gelände des Bischofshauses geführt. Hier gibt es einige Ausbildungsstätten – wir haben den Kfz- und Computer-Bereich gesehen, eine Krankenstation, einen Kindergarten und eine Grundschule. Eigentlich hatten die Schülerinnen und Schüler in unserer Reisezeit gerade Ferien, aber die 4. und 7. Klassen waren trotzdem zum Lernen in der Schule, um sich auf die anstehenden Prüfungen vorzubereiten. Außerdem ist auf dem Gelände ein großer Garten angelegt, wo sehr viel Obst- und Gemüsesorten angebaut werden, die wir in Deutschland nur aus dem Supermarkt kennen. Am nächsten Tag sind wir zum UVIKAMBI-Center gefahren. Hier gibt es auch Ausbildungsmöglichkeiten und in der Vergangenheit gab es ein Containerprojekt für Schreiner in Kooperation mit der Berufsschule Aschaffenburg. Wir konnten einen Blick in die Werkstatt werfen und das Gelände und die Einrichtungen besichtigen. Im Außenbereich gab es laute Musik und viele tanzende Menschen. Davon haben wir drei Frauen uns direkt anstecken lassen und sofort haben Menschen mitgetanzt. Besonders berührt hat mich ein alter Mann, der zwar mit Gehstock gelaufen ist, aber den beim Tanzen völlig vergaß. Solche Momente berühren sehr. Wir konnten in der Stadt noch einige Besorgungen machen und Kaffee direkt von der Plantage kaufen. Am nächsten Tag sind wir dann nach Litumbandyosi aufgebrochen.

Bei der Fahrt nach Litumbandyosi haben wir einen Abstecher in Peramiho gemacht. Hier ist ein Benediktiner-Kloster und ebenfalls viele Ausbildungsstätten. Vor allem die der Schreiner war für Ronja und Michael sehr interessant. Nach einem kurzen Abstecher zu einem Bauernhof außerhalb, wo wir Wurst nach deutschem Rezept kaufen konnten, ging es weiter nach Litumbandyosi. Dort angekommen wurden wir mit lautem Gesang, fröhlichen Tänzen und von sehr vielen Menschen begrüßt. Jeder von uns hat zur Begrüßung eine selbstgemacht, bunte Kette umgehängt bekommen und den restlichen Weg zum Schwesternhaus sind wir alle gemeinsam zu Fuß gegangen. Begleitet von Musik und in tanzender Weise. Das war sehr beeindruckend. Am nächsten Tag waren wir zur Messe in Litumbandyosi und Luagara. An beiden Orten wurde der Gottesdienst von einem Gospel-Chor begleitet, wir haben Fürbitten auf Englisch vorgetragen und für die Schulen und Kindergärten Fußbälle verschenkt. Die Kirchen waren beide komplett gefüllt, sogar überfüllt. In Litumbandyosi haben Ronja und ich auch mit den Schwestern den Gabentanz gemacht. Hier werden die Gaben nicht wie bei uns einfach an den Altar gebracht, sondern mit Musik nach vorne getanzt. In Luagara gab es nach dem Gottesdienst ein Mittagessen in der Sakristei. Das war auch sehr außergewöhnlich. Im Anschluss daran haben wir die Patenkinder von der ersten Reise, Markus, Nikolaus, Kilian und Benjamin getroffen. Auch die Aktiven der VUWAWA (KAB) vor Ort waren schon bereit, um sich mit uns auszutauschen. Hier ging es um verschiedene Projekte, die bereits gemeinsam umgesetzt wurden. Hierzu zählt das Schweineprojekt in Zusammenarbeit mit der KAB Glattbach. Außerdem haben wir uns die von der Gemeinde vorgeschlagenen Gebäude für den Kindergarten angeschaut. Nach diesem Austausch sind wir noch etwas durch den Ort gelaufen und haben schnell die Aufmerksamkeit von vielen Kindern auf uns gezogen. Zwar konnten wir uns mit ihnen aufgrund der Sprachbarrieren nicht richtig unterhalten, aber mit Singen und Klatschen war das Eis schnell gebrochen und wir hatten sehr viel Spaß. Ronja hat sogar angefangen das Zählen auf Suaheli zu lernen und konnte am Schluss unserer Reise sogar bis 100 zählen. Am Abend haben Markus und Michael noch die Vertreter der VUWAWA Litumbandyosi getroffen um die Zwischenberichte zu den drei Projekten der KAB Glattbach zu besprechen und sich über Probleme und Zukunftspläne auszutauschen.

Das Schwesternhaus in Litumbandyosi ist im Gegensatz zu den anderen Gebäuden im Ort sehr gut ausgestattet. Es gibt fließendes Wasser, Strom und alles ist mit sehr viel Liebe zum Detail eingerichtet. Hinter dem Schwesternhaus ist ein großer Garten angelegt, damit die Schwestern sich und ihre Gäste gut versorgen können. Auch im Priesterhaus hat sich, nach Aussagen von Anne und Markus, die bereits vor ein paar Jahren dort waren, einiges getan. Father Johannes hat viel in Eigenleistung renoviert und Stallungen angelegt. Aktuell arbeitet er an einem Vorgarten und einer öffentlichen Toilette in der Nähe der Kirche. Sein nächstes großes Projekt ist eine Gemeindehalle für alle Bürgerinnen und Bürger zu bauen. mit seinen Projekten möchte er ein Vorbild für alle Dorfbewohner sein. Ronja, Anne und ich haben nach einem Spaziergang durch den Ort auch die Wasserstelle entdeckt. Es ist Wahnsinn, wie weit die Menschen teilweise dorthin laufen müssen, um sich und ihre Familien mit Wasser versorgen zu können. Natürlich haben wir auch versucht, die Behälter auf unserm Kopf zu tragen. Das sieht bei den Einheimischen immer sehr leicht und elegant aus, aber ich glaube ganz so gut haben wir uns nicht geschlagen. Wir hätten auf dem Weg wahrscheinlich sehr viel Wasser verloren. Besser angestellt haben Ronja und ich uns beim Kochen mit den Schwestern und den Anwärterinnen. Wir haben geholfen, die Bohnen und den Reis zu sortieren und durften bei allen Abläufen in der Küche dabei sein. Wir haben sogar ein eigenes Rezept eingebracht. Mit ganz frischen Zutaten (Zitronen direkt vom Baum und Honig) haben wir einen Ingwertee, wie wir ihn von zuhause kennen gekocht. Das kannten die Schwestern und die Mädchen so noch nicht und waren sehr begeistert. Währenddessen waren Michael und Markus bei einer Besprechung mit Schwester Justina, Father Johannes und Father Lukas um die restlichen Arbeiten am Schwesternhaus abzustimmen. Außerdem gab es einen Austausch mit den Erzieherinnen und dem Lehrer, die vom Verein Pamoja finanziell unterstützt werden. Am Nachmittag hat der Gemeinderat seinen Wunsch nach einem Labor für die Dispensery vorgestellt. Am Abend haben wir von Father Johannes noch die Reisplantagen und Fischbecken gezeigt bekommen. Es war überraschend, wie viel grünes Land dort angelegt war, aber auch wie viel Arbeit dahinter steckt.

Unser letzter Tag in Litumbandyosi startete mit dem Morgengebet in der Kirche. Der melodische Gesang von den Schwestern und Anwärterinnen ohne Instrumente war immer ein sehr schöner Start. An diesem Morgen kam währenddessen ein Huhn in die Kirche geflattert und hat fleißig mitgegackert. So etwas erlebt man nur in Afrika. Nach dem Frühstück mit frischen Mandasi – ein leckeres süßes Gebäck in Tansania – haben Anne, Ronja und ich die Schwestern bei einem ihrer regelmäßigen Besuche bei alten, armen und kranken Menschen begleitet. Die Schicksale der einzelnen sind sehr berührend. Man kann ihnen schon mit kleinen Dingen sehr viel helfen. Während wir unterwegs waren haben sich Markus und Michael mit den jungen Erwachsenen der Gemeinde über die Ideen, Projekte und Zukunftswünsche ausgetauscht.

Danach war es leider schon Zeit, Abschied zu nehmen. Es waren sehr ereignisreiche Tage mit vielen Eindrücken, die wir mit nach Hause nehmen. Die Verabschiedung war sehr herzlich - mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen. Father Johannes begleitete uns auf unserer weiteren Reise und mit ihm und dem Fahrer sind wir gegen Mittag zurück nach Mbinga aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin haben wir uns noch das Cashewnut-Projekt von Mabuni und das Hühnerprojekt von Litumbandyosi, beides unterstützt von der KAB Glattbach, angeschaut. Bevor es am nächsten Tag für uns dann wieder mit dem Bus weiter nach Iringa ging, hatten wir am Abend noch ein Zusammentreffen mit Bischof John Ndimbo. Auch das war wieder sehr herzlich.

In Iringa haben wir eine Nacht verbracht, bevor wir zu unserer Safari gestartet sind. Die Zeit hier im Nationalpark hat einmal mehr deutlich gemacht, welch unglaubliche Natur und Landschaft Afrika zu bieten hat. Auf unserer Safari haben wir Elefanten, Affen, Nilpferde, Giraffen, Vögel, Antilopen, Gnus, Zebras, Löwen und noch viele weitere Tiere gesehen. Wir haben an diesem Tag viel über die Natur und die Tiere gelernt und den Tag sehr genossen.

Von Iringa ging es für uns wieder zurück nach Dar es Salaam. Von hier aus starteten wir wieder unsere Rückreise, nachdem es noch einen Tag zum Ausklang der Reise zu genießen gab. Wir blickten zurück auf viele Eindrücke, die wir alle erst einmal verarbeiten müssen.

Insgesamt hatten wir eine unvergessliche Zeit mit tollen Menschen, beeindruckenden Geschichten, leckerem Essen, einmaligen Erlebnissen und vielem mehr. Wahrscheinlich würden wir alle beim nächsten Mal lieber noch viel mehr Zeit in Litumbandyosi mit den Menschen dort verbringen und die Reise anders strukturieren. Insgesamt möchten wir aber diese Zeit nicht missen und werden ein Leben lang davon erzählen.

21. Oktober 2019
Tatjana Höfler

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